Clara Benthien wurde als Tochter des Düsseldorfer Architekten Carl Vetter und seiner Frau Christine Antoinette Josephine Henriette (Nachname unbekannt) geboren. Sie erlernte aufgrund ihrer künstlerischen Begabung den Beruf der Hutmacherin. 1912 heiratete sie den Hamburger Fabrikantensohn und Dekorationsmaler Hans Carl Louis Benthien. Ein Jahr später wurde ihre Tochter Henni Karla Louise geboren.
In den Jahren der aufkommenden Wirtschaftskrise richteten Hans und Clara Benthien in Hamburg Raboisen 13 / Ecke Brandsende eine Wein-probierstube ein, die bald zu einem bekannten Ort wurde, an dem sich Künstler und Freidenker trafen. Im Laufe der Zeit wurde ihr Kellerlokal nicht nur zu einem Geheimtipp für Intellektuelle, sondern auch für
Hungernde und politisch Verfolgte. Ausschank, Kunsthandel und lustige Moritatengesänge zeugten von Claras Kunstbegeisterung und Temperament, halfen aber auch, von dem abzulenken was dort im Hintergrund für Freimaurer, Juden und politisch anders Denkende getan werden konnte.
1944 wurden die Räumlichkeiten von Bomben zerstört. Danach lebte Clara bis zu ihrem Tod im Kreis der Familie.
Das Namentuch ist als Werbeplakat mit der Überschrift „Tante Clara“ gestaltet, was der Name der Kneipe und Clara Benthiens Spitzname ist. Innerhalb des Rahmens versteckt sich Clara Benthien hinter einer goldenen Wand. Sie hält die Augen geschlossen und weint. Verwischte Wimperntusche und goldene Tränen kennzeichnen ihr Gesicht. Auf ihrem blonden und lockigen Haar, welches der vergoldeten Wand ebenbürtig erscheint, sitzt ein brauner Hut, der mit einer rot, weiß, pinken Blume verziert ist. Im Hintergrund sind Zeitungsartikel aus damaligen Propaganda-Blättern der NSDAP, sowie Bilder (Swing tanzen verboten) zu sehen, die durch einen rot blauen Blumenkranz durchtrennt sind.
Aufgrund Clara Benthiens Hilfeleistungen, Mut und Gewissenhaftigkeit verherrlichen wir sie als eine Göttin; die Verherrlichung dient auch zur Provokation und stichelt das Führerprinzip und den Götzenkult Hitlers an. Da sie als Hut-Dekorateurin stark vom Jugendstil beeinflusst war, haben wir einige Symbole mit einfließen lassen. Das Werbeplakat ehrt ihre damalige Arbeit als Künstlerin und wirbt für diese, zudem waren Werbeplakate und elegante Rahmen ein häufiges Motiv während des Jugendstils (u.a. Mucha). Die Zeitungsartikel und der nationalsozialistisch-braun gefärbte Hut deuten auf die grausame, antisemitische und rassistische Atmosphäre, die außerhalb der Kneipe herrschte, weshalb Clara Benthien weinend trauert und aufrecht haltend die Zähne zusammenbeißt. Die immer härter werdenden Kontrollen und Propaganda-Methoden konnten sie nicht beeinflussen, weshalb der graue Bereich eingerahmt und von dem bunten Blumenkranz durchlaufen ist.