Erna Stahl, die am 15.02.1900 als Tochter eines Lübecker Konzertagenten und einer aus Wien stammenden Violinistin in Hamburg geboren wurde, war seit 1930 Lehrerin an der Hamburger Reformschule „Lichtwarkschule“.
Zu ihrer Schülerschaft zählten auch Helmut und Loki Schmidt. Erna Stahl hat sich früh gegen den Nationalsozialismus gestellt, so hat sie z.B. den Hitlergruß verweigert.
Auf Grund von Einschränkungen durch die NS- Vorschriften hat sie zum Teil auch Schüler und Schülerinnen bei sich zuhause unterrichtet; dort wurden dann Texte, die verboten waren, gelesen.
1935 wurde sie zwangsversetzt an eine Oberrealschule für Mädchen, denn ihre pädagogische Arbeit zur individuellen Persönlichkeitsbildung passte nicht in das Bildungsystem der Nationalsozialisten.
1943 geriet sie im Umfeld der „Weißen Rose“ ins Blickfeld der Gestapo, wurde verhaftet und vor dem Volksgerichtshof der Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt.
Sie wurde zu 11 Monaten Einzelhaft verurteilt, was einer psychischen Folter gleichkommt. Anschließend war sie in Cottbus, Leipzig und Bayreuth in Untersuchungshaft, wo sie 1945 durch amerikanische Truppe befreit wurde. Zu Fuß machte sie sich auf den Weg nach Hamburg, wo sie sogleich wieder ihre Tätigkeit als Lehrerin aufnahm und Schulleiterin der Oberschule für Mädchen im Alstertal wurde.
Aufgrund der Erlebnisse während der Zeit des Nationalsozialismus, war von nun an ihr zentrales Anliegen, Bildung so zu gestalten, dass die Kinder zu ihrem „ureigensten Wesen“ geführt werden und so „jene innere Freiheit in ihnen zu wecken“, die es ermöglicht, wache und kritisch denkende Menschen ins Leben zu entlassen.
Chronologie:
15.2.1900: | Erna Stahl wir als Kind eines Konzertagenten und einer Violinistin geboren. |
1930: | Lehrerin an der Hamburger Reformschule „Lichtwarkschule“ und Lehrerin von Helmut und Loki Schmidt. |
1933: | private Zusammenkünfte mit Schüler*innen bei ihr Zuhause |
1935: | zwangsversetzt an die Oberrealschule für Mädchen im Alstertal |
1943: | im Umkreis der „Weißen Rose“ durch die Gestapo verhaftet und vor dem Volksgerichthof der Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt. 11 Monate Einzelhaft in Fuhlsbüttel, dann Untersuchungshaft in Cottbus, Leibzig, Bayreuth. |
1945: | Befreiung durch amerikanische Truppen in Bayreuth und Wanderung nach Hamburg |
1945: | Schulleiterin der Oberschule für Mädchen im Alstertal |
1946: | Beantragung eines Schulversuchs |
1948: | Genehmigung der Koedukation |
1950: | Beginn des Schulversuchs /Anfänge der jetzigen Albert Schweitzer Schule |
1958: | Namensnennung in Albert Schweitzer Schule |
1959: | Albert Schweitzer besucht die Schule |
1965: | Erna Stahl wird pensioniert und erhält von der Schulbehörde die “Maria-Theresien-Gedenkmünze an der kurzen Amtskette“ für ihren fast stets erfolgreichen Kampf gegen unverständliche oder höchst überflüssige Anordnungen der vorgesetzten Behörde und zur Erinnerung an eine fast 20jährige, durch unzählige Meinungsverschiedenheiten bereicherte Zeit des gemeinsamen Wirkens zum Wohle der Jugend. |
13.6.1980: | Erna Stahl stirbt. |
Das Namentuch:
Erna Stahl lag der musische Bereich sehr am Herzen; Musik, Literatur und Theater gehörten einfach zu ihrem Leben dazu! So war es einfach selbstverständlich, dass diese Säulen bei der Gründung der Albert-Schweitzer-Schule eine große Bedeutung hatten und bis heute fester Bestandteil des Schullebens sind.
Auch wenn Erna Stahl die Gründerin der Schule war, so benannte sie diese nach Albert Schweitzer, der mit seinen Werten und seinem Wirken ein würdiger Namensgeber ist!
Auch der Frieden war Erna Stahl sehr wichtig und war eine stete Motivation, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Während des Nationalsozialismus sympathisierte sie mit der Gruppe „die weiße Rose“ und hatte auch Kontakte zu einigen Gruppenmitgliedern. Alle diese Vorlieben von Erna Stahl, ihre Interessen und Werte sind auf dem Namentuch dargestellt.