Ernst Fricke (geb. am 15.05.1885 in Hannover) war von 1926 bis 1948 Pastor an der St. Marien Kirche.
Pastor Fricke vertrat in Gesprächen und Predigten seine kritische Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus, insbesondere zu der Bewegung „Deutsche Christen“ und deren Propaganda für eine völkisch-rassistische Kirche. Er widersetzte sich der Gleichschaltung.
1934 wurde er nach einer Visitation durch den Superintendenten negativ beurteilt, weil er „die heutige Zeit noch nicht recht begriffen habe“, und „zu den Nationalsozialisten hat er noch nicht das rechte Verhältnis gefunden“.
Im Oktober 1943 ereignete sich beim Konfirmandenunterricht ein folgenschwerer Zwischenfall. Pastor Fricke wurde von Konfirmanden mit „Heil Hitler“ begrüßt. Er erwiderte darauf: (Zitat aus seinem Protokoll) „Kinder, ihr habt gegrüßt mit: Heil Hitler!, jetzt aber muß man dem Führer melden: Kaputt, Hitler! Wie Hamburg so ist jetzt auch Hannover kaputt, total kaputt.“ Die Konfirmanden erzählten zu
Hause, Pastor Fricke habe ihren Gruß mit „Kaputt Hitler“ beantwortet. Daraufhin wurde er anonym angezeigt, von der Gestapo verhaftet, aber nach einigen Wochen ohne Angabe von Gründen wieder entlassen.
Kurz darauf erfolgte eine weitere Denunzierung. Er soll am Sonntag nach seiner Freilassung das Lied „Kommt und lasst uns Christum ehren“ mit der Gemeinde gesungen haben, wo es in der 6. Strophe heißt: Unser Kerker, da wir saßen, und mit Sorgen ohne Maßen, uns das Herze selbst abfraßen, ist entzwei und wir sind frei.“ Dies wurde als Verhöhnung der Gestapo aufgefasst und führte zu der zweiten Verhaftung. Pastor Fricke konnte nachweisen, dass dieses Lied nicht am Sonntag nachseiner Freilassung gesungen wurde, sondern wie üblich zu Weihnachten. Er kam wieder frei, wahrscheinlich durch Mitwirkung seiner Söhne.
Solche Angriffe, vor allem die anonyme Art der Denunzierung, die Gestapo-Haft und die damit verbundene Angst und
Ungewissheit haben auf Pastor Fricke sehr zermürbend gewirkt. Hinzu kamen noch private Schicksalsschläge.
Was letztlich im Einzelnen das auslösende Ereignis war, weiß man nicht, aber am 3. Juni 1948 schied Pastor Fricke durch Freitod aus dem Leben.
Das Namentuch
Als Untergrundmaterial wird grau-braune Jute gewählt, um die rauen, bedrohlichen Lebensverhältnisse darzustellen, denen Menschen während der nationalsozialistischen
Zeit ausgesetzt waren, wenn sie sich dem Ge ist der Zeit entziehen wollten. Der ausgefranste Rand mit der zaunartigen Kreuzstich-Befestigung soll diesen Eindruck unterstützen.
Im Zentrum des Bildes steht die Kirche in einem warmen Gelbton mit dem silberfarbenen Kreuz. Das zeigt die Institution Kirche mit christlichem Glauben, Gottvertrauen und Geist der Hoffnung. Hier ist die Unterschrift platziert, weil Pastor Fricke in der Kirche mit fester Überzeugung seine Lebensaufgabe erfüllt hat.
Die grüne Umrandung steht für seinen Widerstand gegen Anfeindungen.
Mit dunkelbraunen Pfeilen werden die Angriffe dargestellt, denen Pastor Fricke ausgesetzt war. Diese kamen einerseits von der Kirchenaufsicht, die mit dem Kreuz der Deutschen Christen symbolisiert wird. Die längeren Pfeile stellen zwei anonyme Denunzierungen dar. Diese Anzeigen durchbrechen die Schutzmauer und führen dazu, dass Pastor Fricke zweimal in Gestapo-Haft kommt.
Der Lebensweg von Pastor Ernst Fricke endet mit seinem Freitod, der mit dem roten Band und dem schwarzen Außenrand des Bildes dargestellt wird.