Gustav Müller (1901-1944) hatte zusammen mit seinem Bruder einen Tabak-, Kaffee- und Teegroßhandel. Er hatte viele Kunden, darunter auch Juden. Im üblichen, geschäftlichen Schrift-verkehr vermied er es, wie es gefordert wurde, mit „Heil Hitler“ zu unterschreiben, sondern schrieb: „Ich grüße Sie mit dem Deutschen Gruß“, was mehrere Möglichkeiten einschloss.
Auch als es für Juden verboten war, man sagte „nicht erwünscht“ war, in „arischen“ Geschäften einzukaufen, gab Gustav Müller heimlich Lebens-mittel an jüdische Kunden weiter.
Irgendjemand hat ihn deswegen angezeigt. Er wurde verhaftet und ins Gefängnis geworfen.
Weil sein Schwager, ein überzeugter Nazi, Major bei der Polizei war, wurde Gustav Müller durch Fürsprache dieses Schwagers in der Gerichtsverhandlung begnadigt. Doch der Richter sorgte dafür, dass er statt einer Strafe einen Marschbefehl an die Kriegsfront bekam.
Das war für Gustav Müller eine besondere Härte, weil er gerade geheiratet hatte.
Seine Frau bekam, kurz nachdem ihr Mann an Front geschickt worden war, einen mit Schreibmaschine geschriebenen Brief vom Kommandanten, dass Gustav Müller an einer MG-Stellung durch einen Granatwerfer ohne leiden zu müssen für Deutschland gefallen sei.
Das Namentuch
Das Namentuch zeigt einen Kolonialwarenladen, der die Geschäftstätigkeit, den Handel mit Lebensmitteln, von Gustav Müller symbolisiert.
In der Mitte sieht man in einem blauen Verkaufskittel Gustav Müller. Er ist gerade dabei, ein Brot an einen Kunden zu überreichen. Dabei steht das Brot sinnbildlich für etwas Essbares, konkret hat Gustav Müller wohl eher mit Tee oder Kaffee gehandelt.
Der Kunde ist ein Jude, symbolisiert mit dem gelben Stern an der Kleidung. Obwohl auch für Gustav Müller gilt, „Zutritt für Juden verboten“, wie das Schild am Verkaufstresen zeigt, gibt er seine Waren an den jüdischen Kunden ab. So offen, in der Mitte des Ladens, wird der Vorgang allerdings eher nicht stattgefunden haben, sondern im Verborgenen und heimlich.