Karol Małłek stammte aus einer alteingesessenen masurischen Familie mit polnischen Wurzeln, die polnische Traditionen pflegte. War ein Kenner der Sitten und Bräuche der Menschen seiner Heimat. Erfahrener Pädagoge und Erzieher sowie begnadeter Geschichtenerzähler und engagierter Förderer der masurischen Folklore.
Karol MaƗƗek kämpfte um den Erhalt der ethnischen Gruppe der Masuren.
Von Anfang an waren seine Bemühungen zum Scheitern verurteilt da durch die Volksabstimmung, den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegsjahre seine Träume nicht verwirklicht werden konnten. Er war jedoch unermüdlich für „seine Sache“ tätig und hörte nie auf sich zu engagieren.
Er gehörte der Generation an, die in den unruhigen Zeiten des Ersten Weltkrieges erwachsen wurde. War Soldat der preußischen Armee und nahm an den Kämpfen
um Verdun teil, wobei er neue Erfahrungen machte und sozialpolitische Ideen entwickelte, welche seine umtriebige Natur umsetzen wollte.
Auf dem Territorium der DziaƗdowszczyzna setzte er sich dafür ein, dass die Masuren dort leben und bleiben konnten, ohne verfolgt, unterdrückt und von ihren Höfen vertrieben wurden. Er interessierte sich ebenso für die Belange der ostpreußischen Masuren und hoffte, dass beide Gruppen sich gegenseitig unterstützen werden, was ihm jedoch misslungen ist.
Seit 1921 war er Mitglied des Vereins der Freunde Masurens und gründete 1923 den Masurischen Jugendkreis. In der Zwischenkriegszeit wurde er Lehrer, Jugendbetreuer und aktiver Förderer der nationalen Minderheit seiner Heimat.
Während seiner Zeit als Lehrer sprach er mit Masuren auf beiden Seiten der deutsch-polnischen Grenze, beschäftigte sich mit der Geschichte und dem Brauchtum der Ostpreußen.
In den dreißiger Jahren sammelte er das Brauchtum seiner Heimat und überarbeitete die Schauspiele „Masurische Frühmette“, „Erntefest in Masuren“ und „Masurische Hochzeit“. Die deutschen Nationalisten sahen jedoch das slawische Brauchtum in Ostpreußen sehr argwöhnisch, es wurde im deutsch-polnischen Grenzgebiet nicht geduldet. Die Aufführung der „Masurischen Frühmette“ wurde 1918 verboten.
Karol MaƗƗek gelang es dieses Brauchtum aufzufangen und bis 1939 im DziaƗdowszczyzna Gebiet in den Volksschulen dieses einzigartige Schauspiel in der masurischen Mundart lebendig zu erhalten.
Als sozialpolitisch engagierter Mensch wirkte er bei der „Masurischen Zeitung“ und „Kalender für Masuren“ mit, wo er Gedichte, Beiträge, Feuilletons sowie Abhandlungen über die masurische Folklore veröffentlicht hat.
1935 gründete er den Verein der Masuren deren Vorsitzender er wurde. Die Aktivitäten dieses Vereins stießen sowohl von Seiten einflussreicher deutscher Organisationen als auch durch die negative Haltung polnischer Lokalpolitiker auf große Schwierigkeiten. Die Deutschen wollten keine masurischen Aktivisten und die polnischen Behörden verstanden nicht die spezifischen Belange und die Rolle der Lokalbevölkerung für das polnisch-deutsche Grenzgebiet. In seinen Erinnerungen berührt Karol MaƗƗek diese Problematik. Er beschreibt den Alltag einer masurischen Bauernfamilie, eines Dorfschullehrers, die Gespräche mit einfachen Menschen, die Zwistigkeiten zwischen polnischen und deutschen Organisationen und Lokalpolitikern.
Während des zweiten Krieges versteckte er sich zusammen mit anderen Aktivisten in der Nähe Warschaus weil sie von der Gestapo als „Abweichler“ gesucht wurden. Karol MaƗƗek benutzte im Untergrund den Namen Jan MichaƗ Skoryna. Er organisierte zur Erarbeitung von wissenschaftlichen Unterlagen für die Rückkehr Ostpreußens zur Polen das illegale Masurische Forschungsinstitut.
1943 reaktivierte er den Verein der Masuren. Im Dezember 1944 sprach er auf dem Forum des PKWN über die Problematik der Masuren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte und leitete der Schriftsteller die Masurische Volkshochschule in Rudzisko Pasymskie. Dadurch rettete er die dortige Jugend vor Deportation nach Sibirien und weiteren Übergriffen. Er beschützte sie vor Hunger und gab ihnen das Gefühl der Geborgenheit und Zusammengehörigkeit.
Der Pädagoge war fest davon überzeugt, dass die Masuren polnisch lernen sollten und bemühte sich ihnen gute Ausbildungschancen zu ermöglichen. Er hoffte, leider vergebens, dass auf diese Weise eine masurische Mittelschicht entsteht, die entsprechende Schlüsselpositionen besetzen wird und so die Masuren vor dem Untergang bewahrt.
In der Stalinzeit ereilte alle Vorkriegsaktivisten sowie viele arme Bauernfamilien dieser Region eine Tragödie: man warf Karol MaƗƗek, wie viele anderen, 1950 aus der Partei raus, entließ ihn aus dem Schuldienst und schloss die Masurische Volkshochschule.
Bis 1957 war er ohne arbeitslos. Gemeinsam mit seiner Familie siedelte er 1952 nach Krutynia um, die bis zu seinem Lebensende seine Hochburg blieb. Hier verbrachte er unter den vertrauten Menschen, für die er immer kämpfte, seine letzten Lebensjahre. Unermüdlich entwickelte er und stellte allen Lokalinstitutionen Pläne für die Weiterentwicklung dieser malerischen, seenreichen Region, in der außer den Masuren und Ermländern auch zugezogene Polen gemeinsam wohnten.
Am 28. August 1969 starb Karol MaƗƗek. Mit seinem Tod endet die Geschichte des masurischen Volkes als historische Ethnie mit gelebten Traditionen und Erbe, wie es Erwin Kruk in seinem Nachruf nannte. Geblieben ist lediglich die Geschichte der Masuren als einer Volksgruppe, die sich im Niedergang befindet. Seit dem Tod des „letzten Masuren“ verließen diese Region über fünfzigtausend Ermländer und Masuren.
Das Namentuch
Den Hintergrund bildet die masurische Fahne. Heute ist sie nicht mehr gültig, gehört jedoch zu der wechselvollen Geschichte dieser idyllischen Gegend. Die masurischen Landesfarben haben folgende Bedeutung: blau Treue, weiß Reinheit und Ehrgefühl und rot Gesetzestreue und Wahrheitsliebe. Auf diesem Background erhebt sich auf der linken Seite des Tuches eine Eiche aus dem Roman von Karol a und Andrzej Jarecki „Die Eiche über dem Mukrosee“ welcher: „die ganze Geschichte der Masuren und ihrer Heimat erzählt. /…/ Die tausendjährige Eiche spricht und summt in der Sprache des Urwaldes. Nur derjenige, der innehalten und zuhören kann, wird sie vernehmen“. Die Eiche trägt heute den Namen des masurischen Autors „Die Małłek-Eiche“. Die Baumrinde, Äste und Zweige des Namenstuchbaumes sind braun, was das Grün der Blätter und Eicheln auf einem der Äste, hervorhebt.
Sie symbolisieren ihre alljährliche Rückkehr ins Leben jeden Frühling und somit auch die Erinnerung an Karol Małłek, einen heute in Vergessenheit geratenen masurischen Aktivisten und Schriftsteller. Im oberen rechten Teil des Tuches sind testamentarisch festgelegte Worte des Autors eingearbeitet die auf seinem Grabstein eingemeißelt werden sollten, was bis jetzt jedoch immer noch nicht realisiert worden ist. Das Namentuch macht diese Worte sichtbar. In der Mitte befindet sich die Originalunterschrift des Masuren. Quer durch das Tuch fließt der Fluss Krutynia, den Karol Małłek als “Maurischen Ganges“ bezeichnet hat. Jenem Fluss und den an seinen Ufern lebenden Dorfbewohnern widmete er viele Seiten in seinem Buch.
Er schilderte das tragische Schicksal der ethnischen Gruppe der Masuren, die jetzt, obwohl sie seit Jahrhunderten diese Gebiete bewohnt hat, vom Zerfall ihrer Identität bedroht war. Rechts unten ist auf dem Namenstuch ein typisches Krutynia-Boot dargestellt weil Masuren seit Menschengedenken ein Land der Seen und Flüsse ist.
Das Namentuch wurde von einem vierköpfigen Team entworfen:E. Dulna – Geschichts- und Werkkundelehrerin, W. Bzura – masurischer Landschaftsfotograf, M.Grygo – Deutschlehrerin und K. Grygo – Liebhaber der Geschichte Masurens computermäßig bearbeitete das Projekt Herr W. Bzurał
Angefertigt wurde das Namentuch durch engagierte Mütter unserer Schüler: Frau Ula Rudnik übertrug die Vorlage auf den Stoff, Frau E. Zaniewska stickte die Motive mit Kreuzstich ca. drei Wochen lang auf das Tuch. Lediglich die Namensunterschrift des Autors wurde von Frau U. Rudnik mit einer anderen Technik aufgestickt, damit er authentisch wirkt. Sie gab dem Namenstuch auch den letzten Schliff.
Schüler der Grundschule Krutynia lernten die Biografie und das Werk von Karol Małłek kennen:
1. sie besuchten das Wohnhaus sowie eine Gedenkstätte des Schriftstellers in der alten Scheune in Krutynia.
2. Schüler älterer Jahrgänge lasen Schülern jüngerer Klassen alle Erzählungen aus dem Band „Erzählungen vom Masurischen Ganges“ von Karol Małłek vor.
Auf diese Weise trugen auch die Schüler der Grundschule in Krutynia zu Entstehung des Namentuches bei.