Leokadia war eine wohlgestaltete, selbstbewusste, elegante und sympathische Frau, die geschickt heimliche Zusammenkünfte auf dem Dachboden ihres Hauses organisiert hat. Sie und ihr Ehemann Tadeusz waren begeisterte Kanuten. Während des Krieges wohnten sie in Warschau, wo sie zwei Jahre lang unter lebensbedrohlichen Umständen ihre beste jüdische Freundin Maria Stolarska versteckt hat. Beide Frauen arbeiteten gemeinsam beim Finanzamt, kennengelernt haben sie sich während ihrer Tätigkeit beim GUS (Statistisches Hauptamt in Warschau).
Maria Stolarska war eine zurückhaltende und hilfsbereite Person mit guter, qualifizierter Ausbildung, was ihr den Zusatzposten einer Sekretärin des polnischen Soziologen Ludwik Krzywicki ermöglicht hat. Während der Besatzung wurde Marysia als Jüdin ins Warschauer Ghetto deportiert . Ihre beste Freundin Leokadia beschloss sie da unbedingt rauszuholen. Mit ihrer Hilfe gelingt die Flucht nach Skolimów. Leider wurde Marias Versteck verraten und ihre Freundin Leokadia nimmt sie bei sich zuhause in einer Warschauer Mietswohnung auf, in der sie mit Mann und dreijähriger Tochter wohnt. Pani Lodzia versorgt in der gleichen Zeit auch ein
11-jähriges Ghettokind. Vor dem Ausbruch des Warschauer Aufstandes im August 1944 versteckt sie Maria bei einer Freundin. Als der Aufstand niedergeschlagen war, wurde die Familie Baczyński ins Lager Zgorzelec vertrieben. Nach dem Krieg wohnten sie, arbeitsbedingt, in Olsztyn. Ihre Nachbarn haben nie erfahren, dass Leokadia irgendwann eine Jüdin versteckt hatte. 1981 erhielt sie, aufgrund der Bemühungen Marias, den Ehrentitel des israelischen Staates Gerechter unter den Völkern. Die Halbjüdin Maria hat den Krieg überlebt und war danach bei der Polnischen Presse Agentur in Warschau tätig, Leokadia arbeitete beim Amt für Statistik in Olsztyn. Die Freundinnen beschlossen nach ihrer Pensionierung gemeinsam in Olsztyn zu leben, wo Maria 1989 und Leokadia 2008 gestorben ist. Auf die Frage der Journalistin, warum sie so um Maria gekämpft hatte antwortete Leokadia: „ach wissen sie, wenn man jemanden wirklich lieb hat…“
Das Namentuch
Auf dem Namentuch sind zwei symbolische Frauengestalten dargestellt. Sie waren beste Freundinnen und eine von ihnen, Frau Leokadia, rettete das Leben der Anderen – der Halbjüdin Maria.
Die absichtlich bunten Buchstaben des Namenszuges von Frau Leokadia Baczyńska sollen bewusst eine optimistische Note akzentuieren, denn beide Frauen überlebten den Zweiten Weltkrieg und blieben sich bis ans ihr Lebensende freundschaftlich verbunden.