Margit Zinke

Margit Zinke (Geb. 18. Januar 1914 in München, am 21. April 1945 im KZ Neuengamme erhängt)

Vor etwas mehr als 100 Jahren wurde Margit Zinke in München geboren und sofort nach ihrer Geburt zur Adoption freigegeben und von dem wohlhabenden kinderlosen Ehepaar Fleischner adoptiert,
die, als Margit 10 Jahre alt war, mit ihr nach Hamburg umzogen.

Sie besuchte eine katholische Privatschule und wird als selbstbewusste, etwas rebellische und sehr aktive Schülerin geschildert.

Dass sie ein Adoptivkind war, erfuhr sie erst, als sie einen von den Eltern als nicht standesgemäß empfundenen Mann heiraten wollte. Es kam dadurch zu einem schweren Konflikt und schließlich zum Bruch mit den Adoptiveltern und Margit heiratete 1935 und bekam schnell nachein- ander drei Kinder. Die Ehe hielt nicht, weil sich der Mann bald danach einer anderen Frau zuwendete, die Älteste wurde von ihrer Großmutter väterlicherseits aufgenommen und Margit zog mit den beiden Jüngeren in eine kleine Wohnung in die Falkenried –Terassen in Hamburg, mitten zwischen Sozialdemokraten und Sozialisten. Beide Parteien waren inzwischen illegal und deren Mitglieder teilweise im Untergrund aktiv.

Im Hause schräg gegenüber lebte Paul Zinke, ein Mitglied der KPD, der als Elektriker in der Stülkenwerft tätig war. Er war bereits 1935 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet worden und hatte 9 Monate im Gefängnis verbracht.

Als Margit und Paul sich dann 7 Jahre später kennen lernten, war er längst wieder im Untergrund in einer antifaschistischen Zelle tätig. Paul und Margit kamen sich auch durch ausgedehnte Gespräche über die NS-Diktatur und ihre Verbrechen näher. Im Juni 43 wurde Paul zum Militär eingezogen. Das „großdeutsche Reich“ nahm nun auch „wehrunwürdige“ politsch Vorbestrafte in ein sogenanntes Bewährungsbatallion auf. Er überlebte diese Zeit, wurde aber sofort danach in der „Organisation Todt“ eingesetzt, die unter härtesten Bedingungen kriegswichtige Bauten aus und in die Erde stampfte.
Margit hatte sich inzwischen zu einer entschiedenen Gegnerin der NS-Herrschaft entwickelt, äußerte dieses auch öffentlich, so dass sie schließlich von wohlmeinenden Nachbarn gewarnt wurde. Sie nahm an konspirativen Treffen teil und gewährte auch einigen Abgetauchten kurzfristig Unterschlupf. Im Juli 1944 heiratete sie Paul Zinke, kurz davor war ihre gemeinsame Tochter Ursula geboren worden.

In den Bekanntenkreis der Zinkes hatte die Gestapo bereits im Dezember 43 einen Spitzel eingeschleust, mit dem sich Paul mehrfach ahnungslos traf. Ende November 44 wurde er verhaftet und in das Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel gebracht, Anfang Februar 45 auch Margit. Ihre Kinder , 7 und 5 Jahre und 8 Monate alt wurden von einer an der Verhaftung beteiligten Frau mitgenommen und auf verschiedene Hamburger Pflegefamilien verteilt.

Aus dem Gefängnis schrieb Margit am 23. März 1945 einen Brief an ihre älteste Tochter Marie-Luise zum 8. Geburtstag, in dem sie nichts über ihre Lebensumstände aber ihre große Sorge um ihre Kinder mitteilte. Dieser Brief ist das einzige schriftliche Vermächtnis, das Margit hinterlassen hat.

Inzwischen rückte das Ende des „Tausendjährigen Reiches“ immer näher und die SS und die Gestapo waren entschlossen noch vorher alle zu vernichten, die sich ihnen entgegen gestellt hatten. Sie brachten daher alle in Fuhlsbüttel verbliebenen Gefangenen, auch Margit und Paul Zinke, in das weitgehend geleerte KZ Neuengamme, wo sie in den Nächten zwischen dem 21. und 24. April alle Häftlinge, meist durch Erhängen, umbrachten.
Margit Zinke wurde nur 31 Jahre alt, Paul Zinke 44 Jahre.

Das Namentuch

Namentuch zu Ehren von Margit Zinke
 Abfotografiert von: Grzegorz Broniarczyk